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PFORZHEIMER ZEITUNG
03.12.2024
Zellstrukturen beginnen zu schweben
• Gebürtige Pforzheimerin Maja Prochotta stellt zartfarbige Aquarelle aus.
• Sie wirken zerbrechlich und dennoch voller Bewegung und Leben.
Gabriele Meyer | Pforzheim
Es ist wie eine Zeichensprache allen Lebens, was sich in den Bildern von Maja Prochotta spiegelt. Mit ihrer verschlüsselt-organischen Formensprache und ihrer fließenden Farbigkeit scheinen sie aus Stoffen gemacht, die Erinnerungen und Geheimnisse bergen, Energien eine Form geben. Die zartfarbigen Aquarelle der gebürtigen Pforzheimerin, die heute in München lebt, hatten am Wochenende viele Besucherinnen und Besucher in die alten Werkstatträume der ehemaligen Schmuckfirma in die Wagnerstraße geführt - im Kulturleben der Stadt sind diese Ausstellungen schon so etwas wie eine Tradition, die Gerhard Odenwald mit dieser neuen Präsentation weiterführt.
„Annehmen können, was wir nicht begreifen“
Maja Prochotta darüber, dass sie ihre Kunst nicht nur als ästhetisches Erlebnis sieht, sondern als eine Einladung, sich mit Fragen und Geheimnissen auseinander zu setzen, die über das unmittelbar Verständliche hinausgehen.
Viele der Formen, die Maja Prochotta verwendet, haben eine eigene Geschichte. Das hat mit Bildern aus ihrer Kindheit zu tun. So tauchen immer wieder runde oder eiförmige Gebilde auf - die hatten es Maja Prochotta schon in der Jugend angetan. Jetzt sind sie eine Art Spurensicherung der Erinnerungen an die Zellpräparate unter dem Mikroskop des Vaters, der Arzt war. Mit ihrer Pluralität von Deutungsmöglichkeiten werden sie bei Maja Prochotta zum Gegenstand von künstlerischen Metamorphosen, die sich über die schnöde Wirklichkeit legen. Ein Konzentrat also aus Realität und weiterführender Imagination. Eine Welt ohne Gewissheiten, in der aus fast nichts alles werden kann.
Ein viel komplizierterer Vorgang, als er angesichts der klaren Assoziation zu sein scheint. Denn Leben in dieser ursprungsgebundenen Form wirft Fragen auf - einfach gesagt: Nach dem woher und wohin.
So sind ihre Bilder immer in Bewegung, stehen bei aller fast schutzlosen Zerbrechlichkeit nicht still - aber sie haben Zeit.
Ein bisschen sind sie wie tief unter Wasser oder ganz oben im luftigen Raum gemalt. Man hört fast nichts, aber man sieht. Die Stille schluckt den Lärm. Seltsam eigentlich, dass sie sagt: „Ich bin ein Kopfmensch, arbeite konzeptionell“. Die anrührende Ästhetik ist nur ein Aspekt dieser Arbeiten, die ihre tiefere Wirkung aus etwas anderem beziehen.
„Annehmen können, was wir nicht begreifen“, dazu bekennt sie sich, wenn man sie fragt.
Die Künstlerin wendet sich Ausdrucksmitteln zu, die amorphe Formen wie abstrakte Zellwesen in einer weißen Weite schweben lassen.
Konzeptionell und emotional
Die Farbe Weiß als Bildgrund herrscht fast monochrom vor - sie gibt Maja Prochotta die Freiheit, ihre bildnerische Ordnung in einer Art Schwebezustand zu halten, in dem Formen sich mit Licht zu füllen scheinen und Linien den Raum mit wenig konkreten Anklängen zu einem subtilen Bildgeschehen ordnen.
Zerbrechlich sind die Teile und Gedanken, die sich auf dem Papier niederlassen, fast so, als würden sie ihre eigenen Schlachten um Siege und Niederlagen kennen, detailverliebt, fast zärtlich, still und niemals laut, immer hell, licht, nie dunkel ver-schattet. Mit Leichtigkeit und in einer nuanciert abgestuften, niemals erdhaften Tonalität lässt sie dabei die klare Spektralfarbe über das Papier fließen. Konturen geben den farbigen Elementen eine feste Körperhaftigkeit, nur selten erfahren die Linien eine Entfesselung durch Pinsel und Farbe: Dem konstruktiven Form-Denken steht ein eher emotionales Fließen von Farbe gegenüber. Alles andere als ein Rückzug in die Idylle, aber auch kein sinnliches Sparprogramm. Vielleicht ein bisschen Staunen über die schier unerschöpfliche Vielfalt der Vorgaben. Die man, wenn man stark genug zu denken wagt, von der Wirklichkeit auf den Pfad der Imagination holen kann.
• Gebürtige Pforzheimerin Maja Prochotta stellt zartfarbige Aquarelle aus.
• Sie wirken zerbrechlich und dennoch voller Bewegung und Leben.
Gabriele Meyer | Pforzheim
Es ist wie eine Zeichensprache allen Lebens, was sich in den Bildern von Maja Prochotta spiegelt. Mit ihrer verschlüsselt-organischen Formensprache und ihrer fließenden Farbigkeit scheinen sie aus Stoffen gemacht, die Erinnerungen und Geheimnisse bergen, Energien eine Form geben. Die zartfarbigen Aquarelle der gebürtigen Pforzheimerin, die heute in München lebt, hatten am Wochenende viele Besucherinnen und Besucher in die alten Werkstatträume der ehemaligen Schmuckfirma in die Wagnerstraße geführt - im Kulturleben der Stadt sind diese Ausstellungen schon so etwas wie eine Tradition, die Gerhard Odenwald mit dieser neuen Präsentation weiterführt.
„Annehmen können, was wir nicht begreifen“
Maja Prochotta darüber, dass sie ihre Kunst nicht nur als ästhetisches Erlebnis sieht, sondern als eine Einladung, sich mit Fragen und Geheimnissen auseinander zu setzen, die über das unmittelbar Verständliche hinausgehen.
Viele der Formen, die Maja Prochotta verwendet, haben eine eigene Geschichte. Das hat mit Bildern aus ihrer Kindheit zu tun. So tauchen immer wieder runde oder eiförmige Gebilde auf - die hatten es Maja Prochotta schon in der Jugend angetan. Jetzt sind sie eine Art Spurensicherung der Erinnerungen an die Zellpräparate unter dem Mikroskop des Vaters, der Arzt war. Mit ihrer Pluralität von Deutungsmöglichkeiten werden sie bei Maja Prochotta zum Gegenstand von künstlerischen Metamorphosen, die sich über die schnöde Wirklichkeit legen. Ein Konzentrat also aus Realität und weiterführender Imagination. Eine Welt ohne Gewissheiten, in der aus fast nichts alles werden kann.
Ein viel komplizierterer Vorgang, als er angesichts der klaren Assoziation zu sein scheint. Denn Leben in dieser ursprungsgebundenen Form wirft Fragen auf - einfach gesagt: Nach dem woher und wohin.
So sind ihre Bilder immer in Bewegung, stehen bei aller fast schutzlosen Zerbrechlichkeit nicht still - aber sie haben Zeit.
Ein bisschen sind sie wie tief unter Wasser oder ganz oben im luftigen Raum gemalt. Man hört fast nichts, aber man sieht. Die Stille schluckt den Lärm. Seltsam eigentlich, dass sie sagt: „Ich bin ein Kopfmensch, arbeite konzeptionell“. Die anrührende Ästhetik ist nur ein Aspekt dieser Arbeiten, die ihre tiefere Wirkung aus etwas anderem beziehen.
„Annehmen können, was wir nicht begreifen“, dazu bekennt sie sich, wenn man sie fragt.
Die Künstlerin wendet sich Ausdrucksmitteln zu, die amorphe Formen wie abstrakte Zellwesen in einer weißen Weite schweben lassen.
Konzeptionell und emotional
Die Farbe Weiß als Bildgrund herrscht fast monochrom vor - sie gibt Maja Prochotta die Freiheit, ihre bildnerische Ordnung in einer Art Schwebezustand zu halten, in dem Formen sich mit Licht zu füllen scheinen und Linien den Raum mit wenig konkreten Anklängen zu einem subtilen Bildgeschehen ordnen.
Zerbrechlich sind die Teile und Gedanken, die sich auf dem Papier niederlassen, fast so, als würden sie ihre eigenen Schlachten um Siege und Niederlagen kennen, detailverliebt, fast zärtlich, still und niemals laut, immer hell, licht, nie dunkel ver-schattet. Mit Leichtigkeit und in einer nuanciert abgestuften, niemals erdhaften Tonalität lässt sie dabei die klare Spektralfarbe über das Papier fließen. Konturen geben den farbigen Elementen eine feste Körperhaftigkeit, nur selten erfahren die Linien eine Entfesselung durch Pinsel und Farbe: Dem konstruktiven Form-Denken steht ein eher emotionales Fließen von Farbe gegenüber. Alles andere als ein Rückzug in die Idylle, aber auch kein sinnliches Sparprogramm. Vielleicht ein bisschen Staunen über die schier unerschöpfliche Vielfalt der Vorgaben. Die man, wenn man stark genug zu denken wagt, von der Wirklichkeit auf den Pfad der Imagination holen kann.
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